Liebe Leserinnen und Leser,

selten aber immer wieder geschieht es, dass unsere Klimaschutzprojekte anders verlaufen als geplant. Manchmal so wie in Bolivien, wo trotz früherer Zusage der Regierung der Grünstrom des von atmosfair geförderten Biomassekraftwerks keinen Einspeisetarif erhält und die Betreiber nun den Strom an lokale Abnehmer verkaufen. Aber manchmal auch anders herum, wie in Indien, wo sich atmosfair früher aus einem Solarlampen Projekt zurückziehen kann, das sich schneller als geplant selbst trägt.

Klimawandel global: Temperaturspitzen machen nicht nur deutschen Atomkraftwerken mit zu heißem Kühlwasser in den Flüssen zu schaffen – der starke Monsunregen der beiden vergangenen Jahre hat auch den Betrieb in unserem indischen Kraftwerk mit Grünstrom aus Senfernteresten zeitweise lahmgelegt.

Es wünscht Ihnen einen schönen Sommer und viel Spaß beim Lesen,

Dietrich Brockhagen
atmosfair gGmbH

P.S. Fragen, Anregungen und Kritik richten Sie bitten an: info@atmosfair.de.

Indien: Neue Öfen erzeugen klimafreundliche Holzkohle

atmosfair-Mitarbeiterin Mareike Tobiassen bei einem Ofen-Effizienztest

Kalkutta, Mai 2013: Im indischen Teil der Sundarbans fand die erste atmosfair-interne Auswertung eines neuen Projektes statt. atmosfair-Mitarbeiterin Mareike Tobiassen war dabei, befragte Nutzer und maß die reale Energie-Effizienz der Öfen vor Ort. Ihr ausführlicher Reisebericht zeigt, dass die Öfen optimal der lokalen Kultur und Tradition angepasst ist: 96 Prozent der Kocher wurden täglich benutzt. Einem weiteren Ausbau des Projekts steht also nichts entgegen.

Die Technologie ist High-Tech für Haushaltsöfen, die Klimaschutzwirkung doppelt: Einerseits, weil der Metallofen nur die Hälfte des üblichen Feuerholzes verbraucht. Und zweitens, weil bei der sogenannten Pyrolyse aus Holz Holzkohle entsteht, die an anderen Stellen verwendet werden kann, und die sonst mit höherem Holzeinsatz hergestellt werden müsste. Da die Gasflamme wenig Rauch erzeugt, kann das Essen nun auch in geschlossenen Räumen zubereitet werden.

Seit Sommer 2012 hat der lokale atmosfair-Partner Sapient 1000 Kocher im Nordosten Indiens verteilt. Dort, in der Region der Sundarbans, stehen die größten Mangrovenwälder der Erde. Durch den intensiven Holzeinschlag sind sie bedroht.

Indien: CO₂-Einsparungen von Biomassekraftwerk durch UN-Prüfer bestätigt

Das Biomassekraftwerk in Tonk, Indien

Rajasthan, Mai 2013: Fast 50.000 t CO₂ hat das grüne Stromkraftwerk im indischen Tonk in den Jahren 2011 und 2012 eingespart. Dies hat die UN offiziell bestätigt. Der Prüfer prüfte vor Ort die Messprotokolle über die Stromeinspeisung, alle Messgeräte und deren korrekte Eichung. Darüber hinaus prüfte er die Anlieferung der Biomasse (Senferntereste), sowie deren Qualität und Abwägung auf der großen Zuliefererwaage am Kraftwerkseingang. Seine Ergebnisse verglich der Prüfer mit den Abrechnungen des Kraftwerks über die Stromlieferungen an die Netzbetreiber.

Es stellte sich heraus, dass das Biomassekraftwerk in 2011 und 2012 ordnungsgemäß lief und grünen Strom erzeugte. Neben den nötigen regelmäßigen Wartungsarbeiten stand das Kraftwerk aber an 20 Tagen wegen starker Regenfälle still, die eine ordnungsgemäße Beschickung mit Biomasse nicht erlaubten. Es zeigt sich, dass der Klimawandel mit stark schwankendem Monsun in Indien auch auf diese Weise direkte Auswirkungen hat.

Das Kraftwerk, das 40.000 Haushalte in der Region mit sauberem Strom versorgt, ist seit Ende 2006 am Netz. Den Senfbauern verschafft es zusätzlich Einnahmen, da sie die Erntereste an das Kraftwerk verkaufen können.

Bolivien: Lokaler Verkauf statt Stromeinspeisung von Biomassekraftwerk

atmosfair-Mitarbeiter Robert Müller mit Kraftwerks-Mitarbeitern in Bolivien

Cobija, Juni 2013: Das Kraftwerk zur Verstromung von Schalen der Paranuss im Norden Boliviens ist fertig gestellt. Dennoch läuft die Holzvergaser-Anlage bisher nur im Probebetrieb. Denn die Zentralregierung verweigert dem privaten Unternehmen die Genehmigung, den grünen Strom ins lokale Stromnetz einzuspeisen – entgegen früherer Zusicherungen und obwohl der Strom im lokalen Netz dringend benötigt würde.

Die lokalen Ingenieure arbeiten daher derzeit an einer alternativen Lösung: ein direkter Stromanschluss zur benachbarten Paranuss-Schälfabrik, die den Strom dringend braucht. Da der Strombedarf der Fabrik aber schwankt, ist neue Regelungstechnik nötig. Mit dieser Lösung könnte der Strom auch ohne Einspeisegenehmigung genutzt werden – das lokale Stromnetz und damit auch das Klima würden wie geplant entlastet.

Ähnlich wie Hugo Chavez in Venezuela will auch der bolivianische Präsident Evo Morales die Energieversorgung komplett verstaatlichen. Daher steht er mittlerweile privatwirtschaftlichen Ansätzen ablehnend gegenüber.

Indien: Solarlampen-Projekt trägt sich selbst

Kinder mit einer Solarlampe (Copyright: d.light)

Berlin, März 2013: atmosfair hat seine Kooperation mit dem indischen Solarlampen-Hersteller d.light eingestellt. Dank des technologischen Fortschritts konnte d.light eine neu entwickelte Lampe anbieten, die so günstig ist, dass eine finanzielle Unterstützung nicht erforderlich ist. So konnten 2012 bereits über 150,000 Lampen verkauft werden. Die Nachfrage nach den größeren und teureren Modellen, die zu Beginn des Projekts vertrieben wurden, ist entsprechend zurückgegangen.

Die neue Lampe ist klein und die CO₂-Einsparung pro Lampe so gering, dass der Aufwand für das Monitoring und die offizielle Zertifizierung nach den UN-Regeln zu hoch wären. Aus diesem Grund wurden bislang auch die CO₂-Einsparungen nicht offiziell durch die UN geprüft. Durch seine Finanzierungszusage hatte atmosfair d.light bei Projektbeginn ermöglicht, den größten Teil des nötigen Kapitals über günstige Kredite aufzunehmen. Letztlich musste aber atmosfair die Finanzierung nicht an d.light auszahlen, weil das Projekt schnell genug in die Wirtschaftlichkeit kam und sich selbst trug. Damit ist das geschehen, worin atmosfair  eine Hauptaufgabe sieht: Projekte anschieben, die sich dann möglichst früh selbst tragen.

Lufthansa City Center integriert atmosfair CO2-Rechner

Frankfurt/Main, Juni 2013: Die Lufthansa City Center (LCC) haben als erste Reisebüroorganisation den Emissionsrechner von atmosfair in ihr organisationseigenes Buchungssystem eingebunden. Der CO₂-Ausstoß von Flügen wird so automatisch berechnet, und die Kompensation kann direkt bei der Buchung durchgeführt werden.

LCC sieht, dass die Nachfrage nach Umweltinformationen zu den Reiseleistungen während der Beratungsphase steigt, besonders im Geschäftsreisebereich. Die LCC-Mitarbeiter erhalten dank des Rechners eine zusätzliche Beratungskompetenz, „denn die Emissionswerte müssen nicht erst mühevoll auf externen Portalen ermittelt werden“, wie es in der LCC-Pressemitteilung heißt. „Auch die CO₂-Kompensation für Flugreisen erfolgt in nur wenigen Schritten – ein zusätzlicher Service für unsere umweltbewussten Kunden.“

Die Lufthansa City Center sind mit mehr als 650 Büros in über 80 Ländern und einem Gesamtumsatz von über fünf Milliarden Euro das weltweit größte, unabhängige Franchise System im Reisebüromarkt. Das Projekt wurde vom Umweltbundesamt mitfinanziert, das unter anderem die Kosten für die atmosfair-seitigen IT-Leistungen trug.

Energiesparmeister 2013: atmosfair-Patenschule ausgezeichnet

Energiesparmeister! Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums bei der Preisverleihung in Berlin

Berlin, Mai 2013: Auf einem Festakt der Jugendmesse YOU haben die Gewinner des Energiesparmeister-Wettbewerbs 2013 ihren Preis entgegen genommen. Mit dabei war die atmosfair-Patenschule, das Otto-Hahn-Gymnasium aus Niedersachsen. atmosfair-Mitarbeiter Jan-Moritz Jericke gratulierte.

Mit den Erlösen aus der schuleigenen Solaranlage und weiteren Sponsorengeldern unterstützen die Schüler aus Niedersachsen Berufsschüler aus Tansania. Diese können dank der Unterstützung aus Deutschland Solarlampen montieren und als Kleinunternehmer vertreiben. So wird nicht nur CO₂ eingespart, es entstehen gleichzeitig wirtschaftliche Chancen für die Jugendlichen vor Ort. atmosfair unterstützt den Energiesparmeister-Wettbewerb seit vielen Jahren, weil er konkrete Projekte fördert und dazu beiträgt, dass junge Menschen praktisch an das Thema Klimaschutz herangeführt werden.

Medien: Kompensation durch atmosfair auf 3sat

atmosfair-Geschäftsführer Dr. Dietrich Brockhagen erläutert die Idee der freiwilligen Klimaschutzabgabe

Mainz, Juli 2013: Das Wissenschaftsmagazin nano hat einen ausführlichen TV-Bericht über die Kompensation von Flugemissionen durch atmosfair gebracht. Der Beitrag wurde im Rahmen der Themensendung „Spezial Reiselust – Ökofrust?“ gesendet und kann in der 3sat-Mediathek angesehen werden.

Nano-Bericht über atmosfair in der 3sat-Mediathek

Jobs: atmosfair sucht erfahrene/n Projektentwickler/in für Leitungsposition

Bonn/Berlin, Juli 2013: Zur Umsetzung der Wachstumsstrategie, insbesondere bei der Weiterentwicklung der CDM-Projekte, sucht atmosfair eine erfahrene Führungskraft. Wenn Sie über entsprechende Kompetenzen und Erfahrungen verfügen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung (Frist: 11.09.2013).